>Schwerpunktpraxis
Die Leber leistet eine Vielzahl von Aufgaben und ist ein zentrales Organ im menschlichen Körper. Hier wird der überwiegende Anteil der mit der Nahrung aufgenommenen Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate weiter verarbeitet oder gespeichert. Eine ganze Reihe lebenswichtiger Stoffe werden synthetisiert. Die zweite wichtige Aufgabe ist die Entgiftung. Das heißt Stoffe, die im Körper gebildet oder von außen aufgenommen werden, werden in der Leber zum Teil abgebaut und über die Galle ausgeschieden. Ist die Belastung durch schädliche Substanzen zu hoch, kann sich das daher auf die Leber auswirken. Man geht davon aus, dass bei circa 20% der Erwachsenen in den westlichen Industrieländern die Leber durch die Lebensweise bzw. Stoffwechselerkrankungen geschädigt ist. Oft genügen schon Angaben aus der Krankengeschichte oder zu den Ernährungsgewohnheiten, um zumindest eine Verdachtsdiagnose zu äußern.
„Die Leber schmerzt nicht, es gibt keine spezifischen Symptome, die eine Lebererkrankung rechtzeitig ankündigen“, erklärte der Experte im Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen anlässlich des Deutschen Lebertages 2012. „Dennoch können schleichende Schädigungen des größten inneren Organs auf Dauer einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. Je früher Schädigungen der Leber entdeckt werden, desto besser stehen die Chancen, gravierende Folgen wie Zirrhose oder Krebs durch eine Behandlung zu vermeiden.“
Wenn also bei einer Blutuntersuchung erhöhte Leberwerte festgestellt werden, sollte man deren Ursache erforschen. Schätzungsweise 1/3 aller Lebererkrankungen in Deutschland sind durch Alkohol bedingt. Durch Alkohol kann es zu einer Leberverfettung und dann vielfach auch zu einer Leberentzündung kommen, die eine dauerhafte Schädigung des Organs bis hin zur Leberzirrhose zur Folge haben kann. Natürlich muss auch nach anderen Lebererkrankungen gesucht werden. Im Vordergrund stehen hier die nicht alkoholischen Fettlebererkrankungen, die häufig durch Stoffwechselstörungen oder Medikamente verursacht sind. Weiter sind chronische Entzündungen der Leber durch Hepatitisviren zu berücksichtigen. Bekannt sind die Typen Hepatitis A, B, C, D, E, die sich mittels einer Blutuntersuchung feststellen lassen. Zur Behandlung der Hepatitis B und C sowie D stehen Medikamente zur Verfügung. Im Rahmen von Autoimmunerkrankungen - das heißt Erkrankungen, bei denen das Abwehrsystem des Körpers auf körpereigenes Gewebe reagiert - können ebenfalls Leberentzündungen auftreten. Diese Erkrankungen beginnen oft recht jung, vor dem 30. Lebensjahr, sind familiär gehäuft und betreffen überwiegend Frauen. Auch Entzündungen der Gallenwege können zu erhöhten Leberwerten führen. Sind Steine in den Gallenwegen die Entzündungsursache, müssen sie endoskopisch entfernt werden. Bei anderweitigen Entzündungen kann auf medikamentöse Behandlung zurückgegriffen werden. Ein weiteres Problem sind Tumore in der Leber, die sowohl gut- als auch bösartig sein können. Außerdem kann es sich um Tumorabsiedlung aus anderen Körperteilen handeln. Zur entsprechenden Feststellung dient an erster Stelle die Oberbauchsonographie (Ultraschalluntersuchung). Abhängig vom Befund müssen dann speziellere radiologische Untersuchungen veranlasst werden. Dabei ist vor allem die Computertomographie zu nennen. Eine enge Zusammenarbeit des Gastroenterologen und Radiologen ist notwendig, um je nach Krankheitsbild die individuell optimale Diagnostik durchzuführen.
Die Behandlung von Leberkrankungen ist meist langwierig und komplex und sollte von Spezialisten in Abstimmung mit dem Hausarzt erfolgen. Behandelt werden sollten die zugrunde liegenden Erkrankungen des Stoffwechsels oder aber auch das Übergewicht. Unter Umständen müssen Ernährungsgewohnheiten geändert werden. Nicht selten genügen diese Maßnahmen, damit sich die Werte wieder normalisieren. Das ist dann auch ein Hinweis darauf, dass die Leber auf Dauer nicht mehr geschädigt wird. Erhöhte Leberwerte haben viele Ursachen - aber sie sind immer ernst zu nehmen und sollten nachhaltig untersucht werden.